Kurze Vorstellung
20.07.10, 09:37:19
PetraT.
Hallo zusammen,
nach dem ich schon einige Wochen hier registriert bin und bisher still mitgelesen habe, möchte ich mich nun vorstellen.
Ich (NT), meine 3 Söhne und auch mein Mann haben das Asperger-Syndrom, jedoch unterschiedlich ausgeprägt.
Bis zur Diagnosestellung gab sehr große Schwierigkeiten, Missverständnisse und sogar Streit. Endlich wussten wir was bei uns "anderst" war und lernten bzw lernen immer noch den jeweils anderen zu verstehen.
Ich bin froh, dass es Foren wie dieses hier gibt, und dass die Möglichkeit besteht, die immer noch vielen Fragen beantwortet und erklärt zu bekommen.
LG
P
20.07.10, 09:43:56
55555
Hallo. :)
20.07.10, 10:17:21
akinoM
Moin und willkommen
20.07.10, 10:54:51
Löwenmama
Hallo!!
20.07.10, 11:00:37
Fundevogel
Will kommen!
20.07.10, 11:23:49
HundundKatz
Hallo PetraT.
20.07.10, 13:23:51
Hans
Willkommen.
Da bist Du ja bei Euch die "Minderheit", da kannst Du uns ja mal was erzählen,
wie man sich als NT bei Autisten in der "Minderheit" erlebt.
20.07.10, 13:42:17
akinoM
geändert von: [55555] - 20.07.10, 13:50:30
[Komplettzitat Vorbeitrag gelöscht, mfg [55555]]
Stimmt ... DAS wäre sehr interessant zu erfahren
21.07.10, 00:45:21
PetraT.
Danke für die netten Willkommensgrüße.
Ja, ich bin bei uns in der Minderheit. Und ich weiß wie man sich fühlt wenn man anderst ist und denkt wie die Mehrheit.
Ich habe vor der Diagnose oft an mir selbst gezweifelt. Mein Mann wollte oft urplötzlich seine Ruhe und zog sich zurück, dies empfand ich als Ablehnung seinerseits. Überraschungsbesuche waren ihm sehr unangenehm. Sehr oft sagte er etwas zu mir das ich als Beleidigung auffasste.
Mein Mann kann schon auf Menschen zugehen, nur kann er keine Freundschaften aufrechterhalten. Wenn wir eingeladen waren oder Besuch hatten kam es vor, dass er plötzlich laut dachte (was gar nicht ins Gespräch passte) oder, dass er, wenn uns jemand was Unerfreuliches erzählte gar nicht zuhörte und lächelte. Er ging auch oft in einen anderen Raum bis der Besuch weg war.
Das wurde natürlich von unserem Besuch als Beleidigung aufgefasst und so versuchte ich ihn immer wenn wir alleine waren alles zu erklären in der Hoffnung er würde sich änderen und es läge an seiner Erziehung, dass er so sei. (Damals wusste ich natürlich noch nichts von AS,Jahre später stellte sich dann heraus, dass auch meine Schwiegermutter sowie 3 Geschwister meines Mannes auch AS haben)
Er konnte niemanden trösten auch nicht mich wenn ich weinte, es wirkte auf mich teilnahmslos und kalt. In solchen Situationen war ich am Verzweifeln. Da unsere Bekannten auch immer seltener kamen und schließlich ganz wegblieben lebten wir sehr isoliert.
Aber trotz allem liebte ich ihn sehr und er mich auch, er zeigte es mir auf seine Weise.
Als dann unser 1. Sohn geboren wurde blieb ich 3 Jahre zu Hause. Ich hatte kaum noch Außenkontakte was für mich schwer zu ertragen war. Mein Sohn war und ist hochintelligent, er war sehr unauffällig und still, sprach mit 1,5 Jahren. Kannte mit 2J. alle Buchstaben und mit 4J. las er seine Kinderbücher selbst.
Mir fiel auf, dass er perfekt sprach, aber oft nicht wußte was er sagte. Auch verstand er alles Wort wörtlich.
Er wurde erst sehr spät diagnostiziert. Freunde hatte er nie wirklich, er interessierte sich für das Weltall und Edelsteine. Die wenigen Kinder die mal kamen bekamen Vorträge zu hören ob sie wollten oder nicht...gespielt haben sie nie zusammen.
Eigentlich war er nie problematisch und inzwischen hat er sein Technikstudium abgeschlossen.
Er sagte immer überall die Wahrheit auch wenn er andere damit verletzte. Und alle Erklärungen meinerseits wurden nicht erhört.
Als er 7 Jahre alt war bekam ich Zwillinge da war nun alles anderst. Sie fingen erst im Alter von 4J. zum Reden an. Ich konnte sie kaum beruhigen in dem ich sie auf den Arm nahm.
Der Kinderarzt schickte uns zur Frühförderung und anschließend in einen integrativen Kindergarten. Im Alter von 5 Jahren wurden sie diagnostiziert erst Kanner S. dann AS.
Ich habe sie sehr unterstützt und so wurden sie in eine Regelschule eingeschult, mit 16 J. machten sie ihren Realschulabschluss mit sehr guten Noten und inzwischen eine Lehre.
Längst habe ich ihr "Anderstsein" akzeptiert, ich versuche aber auch das Verhalten von NTs zu erklären, damit sie Äußerungen von anderen, die nicht böse gemeint sind verstehen und sich nicht noch mehr zurückziehen weil sie denken jeder sei böse.
Ich bewundere ihre Ehrlichkeit und würde mir wünschen in Extremsituationen so einen klaren Kopf bewahren zu können wie sie.
Bis zur Diagnose war es für mich nicht leicht. Instinktiv habe ich gemerkt, dass ich mich auf meine Kinder und auch meinen Mann einstellen muss, da sie es wohl nicht können.
Als ich dann endlich wusste was bei uns anderst war, war das eine Erleichterung endlich hatte ich Erklärungen für die vielen Fragen.
Ich las Bücher und versuchte die Denkweise meiner Männer zu verstehen, natürlich ist mir das nicht immer sofort gelungen und ich tu mir auch heute noch manchmal schwer. Da ich jedoch hier zuhause in der Minderheit bin, werde eher ich missverstanden. Manchmal weiß ich auch nicht wie ich mich ausdrücken soll damit es so verstanden wird wie ich es meine.
Ich muss in wenigen Sätzen alles sachlich und möglichst emotionslos vermitteln was gar nicht so einfach ist, denn zuhören können sie nicht lange.
Es gibt immer noch Missverständnisse und manches wird als Kritik aufgefasst obwohl dem gar nicht so ist.
Wenn jeder, ob NT oder AS bemüht ist den Anderen zu verstehen, was meiner Meinung großes Vertrauen voraussetzt, dann kann man die Missverständnisse minimieren und wenn nicht, dann wenigstens verzeihen.
LG
P
21.07.10, 10:01:39
55555
Eine Anmerkung dazu:
Mein Mann kann schon auf Menschen zugehen, nur kann er keine Freundschaften aufrechterhalten.
Und weswegen ist er dann dein Mann?
Zitat:
Längst habe ich ihr "Anderstsein" akzeptiert, ich versuche aber auch das Verhalten von NTs zu erklären, damit sie Äußerungen von anderen, die nicht böse gemeint sind verstehen und sich nicht noch mehr zurückziehen weil sie denken jeder sei böse.
Hier liegt eher ein wahrer Punkt. Das Sozialverhalten von Autisten ist normal und Autisten verstehen sich untereinander genauso wie durchschnittliche NA. Nur sind Autisten in der Minderheit. Daher fände ich es gut, wenn jemand erkennt, weswegen falsche Verallgemeinerungen in Folge der Minderheitenposition auch von NA als falsch erkannt werden. Sonst hat es immer den Beigeschmack einer Begegnung, die nicht auf Augenhöhe stattfindet und das macht nur Probleme für alle Beteiligten.
21.07.10, 11:57:34
PetraT.
Ich bin mit meinem Mann seit 24 J. verheiratet. Dass er Freundschaften (damit meine ich ausschließlich Beziehungen außerhalb der Familie) nicht aufrechterhalten kann war für mich nur anfangs ein Problem und hatte nur indirekt mit unserer Beziehung zu tun.
Er versuchte damals "normal" zu sein, passte sich überall an (was nicht immer gelang) er wusste nicht weshalb er anderst war, weshalb das Umfeld auf ihn (er nannte es "komisch") reagierte.
Zu Hause kann er so sein wie er ist. Für ihn ist es natürlich immer noch anstrengend sich draußen anzupassen.
Hinterher braucht er viel Zeit für sich.
Er hat genauso wie ich seine Stärken und Schwächen denen ich mir immer bewusst war. Ich mag sehr vieles an ihm und er an mir. Er ist sehr zuverlässig und ehrlich.
Meiner Meinung nach verhalten sich Autisten sozial schon normal.
Mir liegt es fern darüber zu urteilen was normal und nicht normal ist, das macht aber leider unsere Gesellschaft.
Auch ich musste mir anhören, dass es wohl an der Erziehung läge, weil meine Kinder sich ausgrenzten und angeblich dem allgemeinen Gesellschaftsbild nicht entsprachen, da sie früher kaum den Blickkontakt herstellten konnten oder nur einsilbige Antworten gaben.
Sie galten einfach nur als unhöflich und ich war anscheinend unfähig sie zu erziehen. Die sogenannten "guten" Ratschläge, mehr durchzugreifen und sie für ihr Verhalten zu bestrafen ignorierte ich.
Da sie noch sehr gute Schulnoten hatten wurde mir sogar unterstellt,ich würde sie täglich büffeln lasse anstatt sie mit anderen auf den Spielplatz zu schicken was gar nicht so war.
Ich mochte das "Schubladendenken" nicht und fühlte mich ebenfalls sehr oft zu Unrecht angegriffen.
Wieviele NAs wissen denn schon über den Autismus Bescheid? Wenn man bedenkt, dass auf 10 000 Einwohner ca 8 Autisten kommen, dann hat noch kaum ein NA einen Autisten kennengelernt vor allem weil diese sich auch meist weniger in der Öffentlichkeit aufhalten und wenn dann passen sie sich meist an.
Ich mag meinen Mann und meine Kinder genauso wie sie sind, es gibt natürlich mit zunehmendem Alter immer wieder neue Schwierigkeiten, das finde ich aber normal das ist auch bei NA-Kinder so.
Ich wünsche mir für sie eine glückliche Zukunft, dass sie akzeptiert werden und auch andere akzeptieren können.
LG
P
21.07.10, 11:57:47
PetraT.
Ich bin mit meinem Mann seit 24 J. verheiratet. Dass er Freundschaften (damit meine ich ausschließlich Beziehungen außerhalb der Familie) nicht aufrechterhalten kann war für mich nur anfangs ein Problem und hatte nur indirekt mit unserer Beziehung zu tun.
Er versuchte damals "normal" zu sein, passte sich überall an (was nicht immer gelang) er wusste nicht weshalb er anderst war, weshalb das Umfeld auf ihn (er nannte es "komisch") reagierte.
Zu Hause kann er so sein wie er ist. Für ihn ist es natürlich immer noch anstrengend sich draußen anzupassen.
Hinterher braucht er viel Zeit für sich.
Er hat genauso wie ich seine Stärken und Schwächen denen ich mir immer bewusst war. Ich mag sehr vieles an ihm und er an mir. Er ist sehr zuverlässig und ehrlich.
Meiner Meinung nach verhalten sich Autisten sozial schon normal.
Mir liegt es fern darüber zu urteilen was normal und nicht normal ist, das macht aber leider unsere Gesellschaft.
Auch ich musste mir anhören, dass es wohl an der Erziehung läge, weil meine Kinder sich ausgrenzten und angeblich dem allgemeinen Gesellschaftsbild nicht entsprachen, da sie früher kaum den Blickkontakt herstellten konnten oder nur einsilbige Antworten gaben.
Sie galten einfach nur als unhöflich und ich war anscheinend unfähig sie zu erziehen. Die sogenannten "guten" Ratschläge, mehr durchzugreifen und sie für ihr Verhalten zu bestrafen ignorierte ich.
Da sie noch sehr gute Schulnoten hatten wurde mir sogar unterstellt,ich würde sie täglich büffeln lasse anstatt sie mit anderen auf den Spielplatz zu schicken was gar nicht so war.
Ich mochte das "Schubladendenken" nicht und fühlte mich ebenfalls sehr oft zu Unrecht angegriffen.
Wieviele NAs wissen denn schon über den Autismus Bescheid? Wenn man bedenkt, dass auf 10 000 Einwohner ca 8 Autisten kommen, dann hat noch kaum ein NA einen Autisten kennengelernt vor allem weil diese sich auch meist weniger in der Öffentlichkeit aufhalten und wenn dann passen sie sich meist an.
Ich mag meinen Mann und meine Kinder genauso wie sie sind, es gibt natürlich mit zunehmendem Alter immer wieder neue Schwierigkeiten, das finde ich aber normal das ist auch bei NA-Kinder so.
Ich wünsche mir für sie eine glückliche Zukunft, dass sie akzeptiert werden und auch andere akzeptieren können.
LG
P